NABU-Oberberg erläutert Naturschutzargumenste im Gesundheitsministerium

Eingangsbereich Depotgelände
Eingangsbereich Depotgelände

Die Fachleute des NABU Oberberg konnten am 5.11. dem Gesundheitsministerium und dem Landesbeauftragten für Maßregelvollzug ihre Argumente gegen die Forensik-Planung im ehemaligen Munitionsdepot Wildberg erläutern. Uwe Hoffmann von der Geschäftsstelle des NABU: „Wir sind erfreut über die sachliche Gesprächsatmosphäre mit dem Ministerium, das die Daten und Schlussfolgerungen des NABU aufmerksam und mit vielen sachlichen Nachfragen zur Kenntnis genommen hat. Eine Einigung konnte jedoch nicht erzielt werden“.

Bislang wurden in der öffentlichen Diskussion eher die nördlichen Teile des Depotgeländes als ökologisch wertvoll diskutiert, während der südöstlich gelegene Eingangsbereich des Depots mit seinen Gebäuden und versiegelten Flächen als ökologisch unkritisch angesehen wurde.

Auch das Gesundheitsministerium hat den ökologischen Wert eher im hinteren Teil des Depotgeländes gesehen und ging für den Bau des Forensischen Klinik von einer ökologischen Verbesserung aus, weil dort a.) keine hochwertigen Naturgebiete überbaut, sondern b.) statt dessen schon versiegelte Flächen wieder entsiegelt werden sollten. Das wäre auch stimmig, wenn nicht die Fledermäuse wären! Der NABU argumentiert, dass der besondere Wert des Gebietes darin liegt, dass Große Mausohr-Fledermäuse sich hier aus bis zu 60 km Entfernung zur Paarung versammeln. Balz und Paarung finden in den älteren Laubwäldern des Gebietes statt und die liegen eben rund um den Eingangsbereich des Depotgeländes. Der NABU glaubt nicht, dass der Bau einer Klinik und ihr Betrieb mit dem Schutz der lichtscheuen Fledermäuse vereinbar wäre. Auch Umsiedlungen oder Ausgleichsmaßnahmen kommen für diese seltene Fledermausart nicht in Frage, weil die Großen Mausohren an ihren Quartieren hängen. Diese Fledermäuse werden recht alt (bis 25 Jahre) und sind für ihre Fortpflanzung auf einen sozusagen „ gut besuchten Heiratsmarkt“ angewiesen. Der ist in den Laubwäldern auf der Siefener Höhe über Wildberg nachweislich gegeben. Eine solche langjährige Tradition kann man nicht umsiedeln! Große Mausohren stehen auf der Roten Liste. Die Weibchen sammeln sich im Frühjahr/Sommer in sogenannten Wochenstuben zur Aufzucht ihrer Jungen; unter striktem Ausschluß der Männchen. Ihre letzte Wochenstube im Oberbergischen lag in Morsbach, wurde aber in den 80er Jahren zerstört. Die heute nächstgelegenen Wochenstuben liegen im Siegtal. Ins Paarungsgebiet nach Wildberg ziehen aber Weibchen selbst aus dem Marburger Raum! Vorstandsmitglied Michael Gerhard: „Der NABU geht also von einer überregionalen Bedeutung des Gebietes für die Fledermäuse aus“. Das Gesundheitsministerium muss nun entscheiden, ob intensive Spezialuntersuchungen beauftragt werden sollen, um die Verträglichkeit der Forensik mit dem Fledermaus-Paarungsgebiet zu belegen oder ob eine Alternativplanung vorzuziehen ist. Eine Artenschutzprüfung in diesem komplizierten Fall würde nach Ansicht des NABU etwa 2 Jahre dauern. Der NABU Oberberg wird die Planung in jedem Fall weiter kritisch, aber ehrlich und konstruktiv begleiten.